Schweinfurt (POW) Schon die schiere Zahl der Redner hat diese Verabschiedung ungewöhnlich gemacht: In einer knapp zweistündigen Feier in der Casa Vielfalt ist Herbert Durst (62), langjähriger Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL) Schweinfurt, mit guten Wünschen und Dank in den Ruhestand verabschiedet worden. Vorgesetzte, Vertreter von Kooperationspartnern sowie aktuelle und ehemalige Kolleginnen und Kollegen würdigten den Diplom-Psychologen zum Start der Ruhephase seiner Altersteilzeit als „Fels in der Brandung“, Vorgesetzten auf Augenhöhe, Netzwerker und Person, die im beruflichen Kontext stets auf der Höhe der Zeit sei, und nicht zuletzt grundsympathischen Menschen.
Christine Endres, Leiterin der Abteilung Diakonische Pastoral der Diözese Würzburg, bezeichnete Durst als beständige Größe bei der EFL. „Gerade dann, wenn es schwierig wurde, warst du besonnen und konstruktiv, gelassen und doch hoch engagiert.“ Dabei sei er nie allwissend aufgetreten, sondern sei immer lernbereit gewesen, offen für neue Erfahrungen und Therapieformen wie zum Beispiel die emotionsfokussierte Therapie. „Was ich besonders geschätzt habe, waren dein offenes Ohr, deine Ehrlichkeit und dein Vertrauen, dass die meisten Menschen es gut meinen.“
Die Arbeit der EFL sei nicht hoch genug einzuschätzen, attestierte Thorsten Schubert, Leiter des Stadtjugendamts Schweinfurt. Die Trennung der Eltern sei für viele Kinder und Jugendliche schwierig. Ihre Situation sei bei der EFL im Blick, ehe sie bei der Jugendhilfe ankämen. „Viele Schicksale wurden durch die Arbeit der EFL positiv beeinflusst.“ Dazu habe Durst einen ganz wesentlichen Beitrag geleistet, unter anderem auch, weil er in die Region hinein mit allen relevanten Stellen bestens vernetzt sei. Dafür dankte Schubert im Namen von Stadt und Landkreis Schweinfurt.
Als überzeugendes Gesicht der EFL im Raum Schweinfurt würdigte Albert Knött, Fachreferent für EFL im Bistum Würzburg und Leiter der EFL Würzburg, Durst. Besonnen, reflektierend, verlässlich und genau arbeitend habe er ihn erlebt. „Du warst auch ein Kümmerer. Du warst bereit, Verantwortung zu übernehmen – im Großen genauso wie im täglichen Kleinklein.“ Zudem habe er 1991 begonnen, 14-tägig Paarberatung in Suhl anzubieten. So habe er mit großem Idealismus und Einsatz intensiv Brücken zwischen Ost und West gebaut und echte Pionierarbeit geleistet. Ebenso überbrachte Peter Michaeli, Leiter der EFL Aschaffenburg, im Namen des dortigen Teams gute Wünsche.
Im Namen der Mitarbeitervertretung (MAV) dankte Guido Spahn Durst für 33 Jahre im Dienst der Diözese Würzburg. Durst habe in einer hohen ethischen Verantwortung den Rat suchenden Menschen Gehör geschenkt, ganz nach dem Motto des alttestamentlichen Königs Salomo, der Gott nicht um Macht, Einfluss und Besitz gebeten habe, sondern um ein hörendes Herz. SkF-Geschäftsführerin Doris Engelhardt sprach Durst ihren Dank für die jahrelange Unterstützung als Psychologe in der Schwangerschaftsberatung des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF) Schweinfurt aus. Norbert Kraus zollte im Namen der Kolleginnen und Kollegen vom PlusPunkt Durst Tribut für Hartnäckigkeit, Gelassenheit und Humor, mit denen dieser sich um die Problemfelder Klingelanlage, Klimaanlage und Parkplätze gekümmert habe.
Den Verdienstorden der Notfallseelsorge in Silber hatte Diakon Ulrich Wagenhäuser, Diözesanbeauftragter für Notfallseelsorge, als Abschiedsgeschenk im Gepäck. Durst habe mit großem Einfühlungsvermögen seine umfassende Kompetenz an die angehenden Notfallseelsorger weitergegeben. Erhard Scholl, Durst Vorgänger als Leiter der EFL Schweinfurt, dankte seinem Nachfolger für die gute Fortführung der Stelle. Er sei als guter Berater und jemand, der das schwierige Mitverhältnis der Bad Neustädter Außenstelle, wo immer wieder ein Teil der Infrastruktur ausgefallen sei, souverän gemeistert habe, dafür prädestiniert gewesen. „Auch das Konzept des Angebots ‚Männer contra Gewalt‘ stammt in wesentlichen Zügen von dir.“ „Anleiten, Ziele setzen, als Vorbild wirken. So haben wir Herbert erlebt und so werden wir ihn in Erinnerung behalten“, sagte Diyap Yesil, Dursts designierter Nachfolger. „Niemals geht man so ganz“, sang das komplette Team der EFL Schweinfurt dann auch Durst zum Abschied.
„Die Dankbarkeit überwiegt“, sagte Durst in seinem Schlusswort im Blick auf sein Berufsleben. Die EFL sei als niederschwelliges Angebot ein unverzichtbarer Teil des diakonischen Auftrags und der Seelsorge des Bistums Würzburg. Sein Team habe auch schwere Entscheidungen immer mitgetragen. Persönlich habe er durch die vielfältigen beruflichen Begegnungen mit Menschen gelernt, vorsichtig zu sein mit Be- und Verurteilungen.
Zur Person:
Herbert Durst, Jahrgang 1960, studierte nach dem Abitur, das er 1979 in Düren erwarb, in Berlin und Düsseldorf Psychologie und schloss mit dem Diplom ab. Von 1988 bis 1990 arbeitete er in der Aidsberatungsstelle des Kreiscaritasverbands Düren. 1990 trat er als EFL-Berater in Schweinfurt in den Dienst der Diözese Würzburg, ab 2013 leitete er die Beratungsstelle Schweinfurt, zu der auch die Außenstellen Bad Kissingen, Bad Neustadt und Haßfurt gehören. Durst lebt in Bad Kissingen, ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.